RNWSZ

Rhein-Neckar-Wirbelsäulenzentrum

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Korsettherapie bei Skoliose

Was ist ein Korsett und was bewirkt es?

In Europa hat sich die Behandlung der Skoliose mit einem sog. Chêneau-Korsett durchgesetzt. Es wurde von Dr. Jacques Chêneau entwickelt und nach ihm benannt. Hierbei soll das Korsett die Wirbelsäule in allen abweichenden Ebenen korrigieren (Dreidimensional). Das Korsett ist so konstruiert, dass es bestimmte Bereiche der Wirbelsäule unterstützt und korrigiert. Dies geschieht durch gezielte Druckpunkte: Diese Druckpunkte führen dazu, dass bei jeder Atembewegung und Bewegung eine dynamische Korrektur der Wirbelsäule stattfindet.

Im Gegensatz zu traditionellen starren Korsetts werden im Chêneau -Korsett gezielt Freiräume geschaffen, um eine gewisse Bewegungsfreiheit und Komfort für den Patienten zu ermöglichen. Diese Freiräume dienen dazu, bestimmte Bewegungen zu erleichtern und den Tragekomfort zu verbessern. Der Freiraum im Brustbereich ermöglicht eine natürliche Atmung und Bewegung des Brustkorbs, ohne die Wirksamkeit des Korsetts zu beeinträchtigen. Es ist wichtig, dass die Atmung nicht eingeschränkt wird, damit der Patient keine Probleme mit der Atemfunktion hat. Er lernt während der Therapie in diese Freiräume „hineinzuatmen“.

Um eine angemessene Bewegungsfreiheit der Schultern zu gewährleisten, werden im Chêneau-Korsett oft Aussparungen oder Polsterungen um das Schultergelenk herum eingebaut. Dies ermöglicht es dem Patienten, die Arme frei zu bewegen und Alltagsaktivitäten auszuführen. Damit der Patient weiterhin bequem sitzen, stehen und sich bewegen kann, werden Freiräume um das Hüftgelenk herum geschaffen, um die Mobilität des Patienten zu erhalten.

Zusätzlich zu den spezifischen Freiräumen können auch Komfortpolsterungen im Chêneau-Korsett platziert werden, um Druckstellen zu vermeiden und den Tragekomfort zu erhöhen. Diese Polsterungen können je nach den individuellen Bedürfnissen des Patienten angepasst werden. Moderne Chêneau -Korsetts können aus flexibleren Materialien hergestellt werden, die eine gewisse Bewegungsfreiheit ermöglichen, ohne die Wirksamkeit des Korsetts zu beeinträchtigen. Dadurch wird der Tragekomfort verbessert und dem Patienten erlaubt, sich relativ frei zu bewegen. Das Chêneau-Korsett ist, wenn es unter der Kleidung getragen wird, kaum zu sehen. Dies ist insbesondere für Kinder wichtig, um eine Stigmatisierung zu verhindern und die Akzeptanz der Therapie zu gewährleisten.

 

Warum bekomme ich kein Korsett?

Nicht alle Skoliosen benötigen eine Korsettbehandlung. Die Behandlung orientiert sich am Skelettalter des Kindes und der Wahrscheinlichkeit einer Verschlechterung. Generell werden kleinere Winkel als 15° (nach Cobb) lediglich beobachtet. Die Wiedervorstellung erfolgt dann alle 6 – 12 Monate. Je älter die Kinder (Jugendlichen) werden, desto eher besteht das Risiko einer Verschlechterung der Skoliose aufgrund des Wachstums-Potentials der Wirbelsäule. Die Therapie orientiert sich dann an dem Prognose-Risiko für eine Verschlechterung der Krümmungswinkels. Je höher die Wahrscheinlichkeit, desto eher wird auf die Behandlung mit einem Korsett zurückgegriffen. Der Skoliose-Spezialist kann dies in der Skoliosen-Sprechstunde erläutern und Sie beraten.

 

Warum bekomme ich ein Korsett?

Die Korsetttherapie kann bei idiopathischen (ohne erkennbare Ursache) Skoliosen (zwischen 30-45°) nur verordnet werden, wenn sich die Wirbelsäule noch mindestens 1 Jahr im Wachstum befindet und eine weitere Verschlechterung der Wirbelsäulenkrümmung zu erwarten ist. Skoliosen, die deutlich vor dem Abschluss des Knochenwachstums stehen werden ab einer Gradzahl von 20-30° mit einem Korsett versorgt, wenn in der 4-6-monatigen Beobachtungsphase und Verschlechterung von mehr als 5° zu verzeichnen ist.

Eine Korsetttherapie bei Erwachsenen ist aufgrund des abgeschlossenen Wirbelsäulenwachstums nicht mehr möglich. Dabei soll das Korsett die noch flexible Wirbelsäule in die richtige Position von außen drücken und hierbei mindestens eine Korrektur von 50% erreichen. Voraussetzung hierfür ist, dass die Skoliose Werte von 45 Grad (Brustwirbelsäule < 50°; Lendenwirbelsäule <40° nach Cobb) nicht überschreitet. Die Anpassung und Therapie in einem Korsett erfordern eine hochgradige medizinische und handwerkliche Expertise.

Die individuell angepassten Korsetts müssen durch den Arzt kontrolliert werden, ob durch die Therapie nicht neue Probleme wie ein Schulterhochstand oder Flachrückenverursacht werden. Gegebenenfalls müssen in der Anpassung der Korsettversorgung Veränderungen durchgeführt werden, um das optimale Ergebnis zu erzielen und Komplikationen zu vermeiden. Regelmäßige Vorstellungen beim Arzt sind dann notwendig, um die Passgenauigkeit während der Wachstumsphase festzustellen und zu sichern. Von den betroffenen Patienten erfordert dies ein Höchstmaß an Mitarbeit, denn ein Korsett muss 20 Stunden pro Tag getragen werden und darf nicht schmerzen um die konservative Therapie zum Erfolg zu führen.

 

Wie läuft die Korsettanpassung ab?

Je nach Krümmungstyp und Stecke fassen diese Korsetts die Wirbelsäule auch bis unter die Achseln ein. Der Orthopädie-Techniker kann durch eine Bild von außen (3D-Scan) oder Gipsabdruck ein vorläufiges Modell erstellen. Danach wird dies dem Patienten anpasst und ggf. Korrekturen vorgenommen. Es folgt dann die Röntgenkontrolle, ob das gewünschte Korrekturausmaß erreicht wurde. Nach der Bereitstellung erfolgen die Einweisung und Eingewöhnungsphase. Da die Wirbelsäule weiterwächst, müssen Chêneau-Korsetts regelmäßig überprüft (alle 3-4 Monate) und angepasst werden, um sicherzustellen, dass sie weiterhin effektiv sind. Durch die Neuausrichtung der Druckpunkte und Polsterungen (Pelotten) kann die Wirbelsäule weiter korrigiert werden.

 

Was darf ich mit einem Korsett alles machen?

Im Prinzip bleibt alles wie es ist-nur mit Korsett. Nach der Eingewöhnungsphase soll der Patient weiterhin seinen gewohnten Aktivitäten nachgehen und sportlich aktiv bleiben; egal ob Freizeit- oder Schulsport. Das Korsett kann auch zeitweise abgenommen werden (z.B. beim Schwimmen etc.).  Wichtig ist, dass gerade bei Kontaktsportarten ein Mund/Zahnschutz getragen wird. Sportarten wie Gymnastik, Ballett oder Trampolinspringen sollten vermieden werden.

Wie lange muss das Korsett getragen werden?

Während der Behandlung sollte das Korsett mindestens 18h täglich getragen werden. Ist das Wachstum der Wirbelsäule abgeschlossen, so wird die Tragezeit innerhalb der kommenden 2-3 Monate schrittweise reduziert. Dies ist der Fall, wenn die erste Regelblutung 12 Monate zurückliegt und es kein Längenwachstum mehr gibt. Das Korsett wird abtrainiert. Das "Abtrainieren" eines Korsetts bezieht sich normalerweise darauf, den Körper schrittweise daran zu gewöhnen, weniger abhängig von der Unterstützung des Korsetts zu werden – dies erfordert Zeit und Geduld. Dieser Prozess sollte trotz aller Freude langsam angegangen werden, damit sich die Muskulatur und der Körper daran anpassen können. Eine Kontrolle der Wirbelsäule sollte dennoch während der Zeit des Abtrainierens erfolgen.

  • Reduzierte Tragezeit: Beginne damit, die Zeit, die du das Korsett trägst, schrittweise zu verkürzen. Trage es zunächst für kürzere Perioden pro Tag, und erhöhe dann allmählich die Zeitintervalle, in denen du es nicht trägst.
  • Trage Pausen ein: Lege regelmäßige Pausen ohne das Korsett ein, um deinen Körper an die Unterstützung ohne das Korsett zu gewöhnen. Dies kann dazu beitragen, dass deine Muskeln selbstständiger arbeiten.
  • Stärke deine Muskulatur: Konzentriere dich auf Übungen, die die Muskeln stärken, die normalerweise durch das Korsett gestützt werden. Dazu gehören insbesondere Übungen zur Stärkung des Rückens, der Bauchmuskulatur und der Rumpfmuskulatur.
  • Achte auf deine Körperhaltung: Gewöhne dir bewusste Körperhaltungsgewohnheiten an, die eine gute Unterstützung und Ausrichtung der Wirbelsäule fördern. Dies kann helfen, die Notwendigkeit eines Korsetts zu verringern.

 

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